Alice wird nicht müde. Nur anderthalb Jahre nach dem grandiosen Werk "The Eyes Of Alice Cooper" gibt es Nachschlag. Auf "Dirty Diamonds" bleibt er seiner "neuen" Linie treu, die ihn zurück zu seinen musikalischen Wurzeln führt. Sein ehemaliger Produzent und Weggefährte Bob Ezrin hatte ihn zudem gewarnt: "Wenn die neue Platte nicht grandios ist, werde ich Dich enthaupten müssen." Ob der gute Bob die Guillotine nicht vielleicht doch reaktivieren muss, bleibt abzuwarten. Erwartunggemäß beginnt die Scheibe mit saftigen Gitarrenriffs von Ryan Roxie. Und grandiose Lyrics prästentiert der alte Schockmeister mit "Woman Of Mass Destraction" ebenfalls. Von welchem Thema "You Make Me Wanna" (whoohoo) handelt, muss wohl nicht weiter erwähnt werden. In "Perfect" singt Alice von seiner perfekten Freundin, die nur im Schlafzimmer wie Jennifer Lopez tanzen kann ("She can shake it just like J.LO when the bedroom lights go down"). "Steal That Car" ist der klassische Riffrocker, der fast schon Musicalelemente aufweist und einfach gute Laune macht. Das erinnert erfreulich an die opernhaften Werke aus Zeiten, als Alice Cooper noch der Bandname war. Ein fast schon poetisches Highlight ist das im weitesten Sinne akustische "Pretty Ballerina", eine tatsächlich wunderschöne Geschichte von Verliebtheit, vielleicht der beste Song, den der Altrocker in 15 Jahren geschrieben hat. Aber bei dem hohen Niveau, was er immer noch an den Tag legt, ist das nicht eindeutig fixierbar. Einzig seltsame Ausnahme auf dem Album ist der Bonustrack "Stand", ein Crossover-Song mit Rap-Passagen von Ridepimper Xzibit. Entgegen der üblichen Erwartung ist die Nummer ein echter Knaller. Und so ist auf "Dirty Diamonds" der Name Programm, dreizehn musikalische Diamanten, die wunderbar dreckig gespielt wurden. Das ist, mal abgesehen vom Bonustrack, 70er-Jahre-Rock'n'Roll in seiner wunderbarsten Form, voller Witz, Ironie und Riffs. Der Hörer verspürt den ständigen Drang, die Luftgitarre auszupacken, und Bob Ezrin kann die Guillotine weiter verstauben lassen. Denn Alice Cooper hat seinen letzten Output sogar noch toppen können. "Dirty Diamonds" gehört zu den besten Alben seiner Karriere. Sensationell!