Live DVDs sind ja in der Regel Sammlerquatsch oder Geldmacherei. Wer beim Konzert war kuckt selten noch einmal einen Live Mitschnitt, und wer das Konzert nicht besuchen konnte will sich auch nicht unbedingt darüber ärgern. Aber Muse sind nicht nur generell ein exquisites Live Erlebnis, Sänger Matthew Bellamy ist beim Ausleben seiner musikalischen Dramen immer ein so interessanter Anblick, dass man daraus problemlos ein hübsches, psychologisch sicher wertvolles Filmchen machen kann. Den geneigten Hörer erwartet der einstündige Auftritt der Band während des letztjährigen Glastonbury Festivals in England. Eine Band wie Muse spielt natürlich nicht einfach ihre Songs herunter. Da wird in Soli brilliert, Bellamy in einer Art kleidsamen weißen Arztkittel treibt die Stimme nochmal eine Oktave höher und Gitarren werden gewissermaßen nicht gespielt, sondern geliebt. Dies ist in Nahaufnahmen sicher nicht nur für Gitarristen spannend. So wird beispielsweise das Intro zu "New Born" bis zur absoluten Spannung in die Länge gezogen und bei "Muscle Museum" solange mit der Rückkopplung gespielt, bis Stimme und Gitarre kaum noch zu unterscheiden sind. Erstaunlich ist auch zu sehen, wie diese Band trotz der Überpräsenz des Sängers zusammen funktioniert. Zu Gehör gebracht werden natürlich alle großen Hits wie z.B. "Hysteria" oder "Plug In Baby", aber auch kleinere, weniger bekannte Songs wie "Ruled By Secrecy". Leider ist der Sound mit einfachem Sterreo ziemlich unzureichend. Zusätzlich gibt es noch ca. 30 Minuten Extramaterial, das aber auch recht dürftig ausfällt. Zu sehen ist eine Aufnahme von "Fury" in Los Angeles, sowie zwei Songs im Earls Court in London. Lediglich im 10minütigen, selbstgedrehten Zusammenschnitt der US Tour, "The Groove In The States", wird es etwas persönlicher. Man sieht Muse vor und während eines Auftritts in San Diego, schlagzeugzerstörend und später mit der Gitarre in der Hand durch die nächtliche Stadt wandernd. Und hier sowie bei "Stockholm Syndrome" im Earls Court ist der nette Hinweis im Booklet, dass Zuschauer mit fotosensitiver Epilepsie hier Probleme kriegen könnten wirklich angebracht! Nicht nur die verwackelte Handkamera, auch die rasanten Schnitte und die hektische Lichttechnik machen den Betrachter völlig verrückt. Leider gibt es hier nichts wirklich neues. Interviewsequenzen finden sich gar nicht, was schade ist, da Muse Interviews ja sowieso eine rare Angelegenheit sind. Dafür wirbt der Beipackzettel mit der netten Aufforderung sich Muse Klingeltöne, 3 Pfund das Stück, schicken zu lassen. Diese DVD muß nicht jeder besitzen. Für Muse Fans ist sie aber schon wegen einiger Nahaufnahmen auf die Hintern der Protagonisten sicher ein Goldstück.
Darf ich den Schlusssatz jetz so interpretieren, dass die DVD für den Arsch (der Musiker) ist?