Theorie: Hätten die Arctic Monkeys bereits 2005 so geklungen, wären sie mit Sicherheit nicht auf dem Dancefloor, sondern in den Spezial-Sammlungen irgendwelcher (bevorzugt männlicher) Nerds gelandet. In unmittelbarer Nachbarschaft von The Coral oder Richard Hawley. So schlimm? Nein, so gut! Aber: 'When The Sun Goes Down' werfen The Last Shadow Puppets einen dermaßen langen... ähem... Schatten, dass man sich nicht mehr sicher sein kann, welcher Band man gerade lauscht. In jedem Fall wird man den Eindruck nicht los, dass Alex Turner nach 'The Age of the Understatement' einfach noch ein wenig in den späten Sechzigern verweilen und die andere Seite jenes Soundes erforschen wollte. Ohne Streicher, dafür aber mit seiner alten Band im Rücken begibt er sich hier auf einen auralen Geisterbahntrip, der direkt von 1965 nach 1967 führt, vorbei an The Beatles-Zombies, Tom Jones-Mumien, Duane Eddy-Werwölfen und pünktlich um Mitternacht entsteigen The Walker Brothers ihren Gräbern. Im Prinzip ist 'Humbug' neopsychedelischer Garagen-Rock mit starken Songs, die Josh Homme und James Ford zu einem verwunschenen, viktorianischen Klang-Herrenhaus hochzogen, bei dem viel Wert auf Liebe zum Detail gelegt wurde. Selbst das Efeu an der Fassade schimmert im Dunkeln giftgrün. Gut zu hören, dass hier eine Band den künstlerischen Ausdruck höher einstuft als eine bewährte Formel. Nicht gut anzusehen dagegen das Cover, nach dem wunderbaren Design des The Last Shadow Puppets-Albums wollte man den hochgradig klassischen Inhalt dieses Mal wohl mit einem betont unprätentiösen Design kontrastieren, frei nach dem Motto: 'Hey, in Wirklichkeit trinken wir dasselbe Bier wie ihr!' Und das ging gründlich schief. Nicht, dass die Verpackung in Download-Zeiten noch ein großes Gewicht hat, geschweige denn von Leuten unter 30 überhaupt wahrgenommen wird, schöner wäre es trotzdem gewesen. Im Idealfall hätte Alex Turner 'Humbug' in ein ikonisches Cover à la 'A Hard Day's Night' hüllen und in unterschiedlichen Stereo- und Mono-Fassungen veröffentlichen sollen. Das hätte tonnenweise Stil gehabt und die Atmosphäre der Musik perfekt erweitert. Eventuell auch die Verkaufszahlen verdoppelt. Was bleibt ist ein sehr gutes Album, in einem suboptimalen Cover. Und die Frage, wie die Band wohl beim nächsten mal klingen bzw. unter welchem Namen sie agieren wird. Die Antwort könnte bereits 2010 folgen!