Sollte es tatsächlich eine deutsche Ska-Kombo geben, die schon länger im Geschäft ist, als The Busters? Jawohl ja. Sie heißt Bluekilla, was aus einer Wortfusion von Bluebeat und Tequila entstanden ist, und kommt aus München. Seit fast 20 Jahren zieht die Truppe in hier und da leicht veränderter Besetzung (die beiden Frontmänner wurden 1992, kurz bevor sich die Band fast aufgelöst hätte, durch Amedeo aka Dr. Deadlock ersetzt) durch die Lande. Zu den Highlights zählen die neun Off-Beat-Bayern neben einer Jugoslawien-Tour eine dreiwöchige Tour durch Australien in 2001, welche allerdings ein Motivationsloch nach sich zog: Was sollte danach noch kommen? Insofern ist das mit etwas Verspätung erschienene fünfte Album "Back To Skatalonia" als Reminiszenz an alle schönen Plätze dieser Welt zu verstehen (Skatalonia als Metapher für viele Orte), die von den Bluekillas bespielt und in Stimmung gebracht worden sind und an denen sie "ein Stück ihrer Herzen" gelassen haben. Das klingt schön und sympathisch und macht verzeihlich, dass die Jungs von Bluekilla ungefähr zum 138. Mal als Albumtitel oder Bandnamen ein Wortspiel mit "Ska" gewählt haben. Aus musikalischer Hinsicht ist der hohe Nostalgie-Faktor allerdings zunächst eher unvorteilhaft, denn hört man sich die ersten Tracks an, wird klar, warum Ska immer wieder für tot erklärt wird: Altbackenes wie hier oder auch auf der neuen Busters-Scheibe macht deutlich, dass sich dieser Musikstil im Grunde seit den 80ern kaum weiterentwickelt hat. So taucht also die Frage auf, warum man sich für teuer Geld den 37. Aufguß kaufen soll, wo man doch auf jedem Pork Pie-Records-Sampler das gleiche für 2 Euro 50 haben kann. Aber wie so oft im Leben lohnt sich das Durchhalten. Ungefähr in der Mitte des Silberlings angekommen kriegen die Jungs doch noch ein wenig die Kurve und landen mit einer Instrumental-Coverversion von "Misirlou" (bekannt aus Pulp Fiction) einen Treffer. Und auch das auf Italienisch gesungene "Skanimali" oder die Kreuzung aus Hip-Hop und Ska "Der Beste" rufen wieder in Erinnerung, was eigentlich das schöne an Ska ist: Die spontane und ausgelassene Tanzbarkeit, sonnige Grooves mit Gute-Laune-Melodien und die Zitierfreudigkeit. Mit "Don´t Copy My Music" folgt ein Dub-Reggae-Plädoyer gegen das Raubkopieren armer und kleiner Musiker (wohingegen das Kopieren der toten und reichen ausdrücklich erlaubt wird). Für absolute Ska-Fans ist "Back To Skatalonia" sicher kein Fehlkauf, spielte der Neuner doch mit Können und Routine für die neue Scheibe eine ansehnliche Sammlung von Songs ein. Allerdings sollte man nicht allzuviel Neues erwarten. Der Off-Beat läßt sich halt genauso wenig neu erfinden wie das Rad. Schon gar nicht, wenn man sein Herz in Australien verloren hat.