Hart, melodisch, komplex, mit wahnsinnigem Groove, fetten Drums und genialen Keyboards fernab jeden Kitsches ausgestattet, hat "Solar Soul" ohne Probleme das Zeug dazu, dem absoluten Kultklassiker "Passage" den Rang abzulaufen. Sänger Vorph kann bestätigen, dass das nicht von ungefähr kommt. "Wir haben in 2006 bereits darüber diskutiert, was wirklich wichtig für Samael ist. Was ist das Herz der Band? Was sind die Trademarks, die Samael hat? Also entschlossen wir uns, all die Dinge in das neue Album einzubringen, die schlußendlich auf unserer Liste standen." Dadurch wecken die Stücke von "Solar Soul" mehrfach Erinnerungen an alte Zeiten, mit einem modernen Touch und einer Ausweitung der Ethno-Zutaten, die in einer gewissen Weise auch schon seit "Passage" dabei waren. "Zunächst wollten wir das Keyboard wieder mit mehr Sogwirkung ausstatten. Bombastischer, orchestraler. Dazu kam dann der orientalische Touch, den wir so schätzen. Bereits auf "Passage" waren bei "Jupiterian Vibe" ja irgendwie erste Anklänge davon zu vernehmen, über "Infra Galaxia" von "Eternal" und "Inch'Allah" vom letzten Album haben wir das intensiviert."
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Die Sitar und der orientalische Melodiestil geben der eh schon originellen Musik von Samael ein zusätzliches Flair. Dass bei Vorph zu hause jetzt stapelweise Ganeshas herumliegen und jeden Tag 4 Bollywood-Filme im DVD-Player rotieren sollte man aber dennoch nicht vermuten. "Eigentlich habe ich überhaupt keine Wurzeln in meinem Leben oder einen musikalischen Hintergrund, der auf dieses orientalische Zeug zurückgeht. Ich fand immer, dass diese Sachen einfach den Horizont erweitern und deine Phantasie anregen. Meine Familie hat zuhause nur Soul gehört, und dementsprechend ist das eher Zufall, dass sich das so entwickelt hat." Nun ist es so, dass von zarten Anfängen bis zu drei Songs die Ethno-Bestandteile über die Jahre zugenommen haben. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Vorph macht sich dabei bereits Gedanken über das kommende Album. "Mehr Ethno-Kram. Wir werden auf jeden Fall in Zukunft noch mehr orientalische Sachen benutzen. Vielleicht auch andere Elemente der World Music, das gibt der Musik von Samael eine ganz andere Bandbreite. Es darf natürlich nicht sinnlos sein und gezwungen wirken. Ich finde immer, dass der Matrix- Soundtrack (von Juno Reactor, Anm. d. Red.) ein Idealbeispiel dafür ist, wie man so etwas perfekt macht." "Western Ground" ist eines der Stücke, wo bereits der Titel mit den orientalischen Melodien kollidiert. Das ist Absicht, und gibt dem ganzen ein spezielles Kontrastflair.
Denn es dreht sich beim Text von "Western Ground" um ein heikles Thema, wie ohnehin Samael bei der neuen Scheibe diverse Themen anpacken, die sie vorher nicht behandelt haben. ""Western Ground" handelt von Immigration. Es geht um den Clash der Kulturen, und was es den Gesellschaften bringt, wenn andere kulturelle Hintergründe in unsere Welt getragen werden. Ich mag diesen Kontrast." Zu einem echten politischen Statement lässt sich Vorph aber weder in dem Text, noch im Interview hinreißen. Ob er das eher als kritisierbar oder eher als Segen betrachtet, sei mal dahingestellt. "Auch das ist Absicht. Wir wollen, dass die Texte von denjenigen interpretiert werden, die sich die Musik anhören. Jeder soll sich ein eigenes Bild machen, ich brauche keine lauten Statements herauszuschreien." Anderweitig auf dem Album ist die Meinung der Band viel klarer.
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"Valkyries' New Ride" beschäftigt sich - so wie "Slavocracy" auch mit politischen Themen, und zumindest beim erstgenannten gibt es eine eindeutige Aussage, was dahinter steckt. ""Slavocracy" handelt von den dunklen Seiten der Demokratie. Er soll aufzeigen, was alles falsch läuft. Und bei "Valkyries' New Ride" handelt es sich um einen Song über den Irakkrieg und die mediale Präsenz desselben. Ich bin wahrlich kein Pazifist, aber dieser Krieg ist einfach - so wie jeder von den Amerikanern auf Basis von wirtschaftlichen Hintergründen inszenierte - das Letzte. Ich war von all der Intensität, mit der das auf die Zuschauer wie im Film einprasselte sehr beeindruckt." Samael haben sich gewandelt. Während jetzt jeder Song tiefgründig und offen für Interpretation ist, erinnern sich wohl nicht nur die älteren und die Die Hard - Fans an Anfangszeiten der Band, die einiges an im Nachhinein wohl eher belustigenden Anekdoten produziert hat. .
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